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WORT

Peer Boehm (*1968, Köln) spielt in seinen Arbeiten mit der (fragmentarischen) Wahrnehmung von Wirklichkeit und der Erinnerung an Gesehenes und Erlebtes.

Er bearbeitet diese konzeptionelle und inhaltliche Fragestellung seit 2006 in verschiedenen Werkzyklen.

 

Als Ausgangspunkt zur Bildfindung verwendet Boehm Fotografien von anonymen Personen und nicht eindeutig zuzuordnenden Orten und Interieurs. Diese fotografischen Vorlagen reduziert Peer Boehm soweit, dass die Motive und das Bildgeschehen durch Hell-Dunkel-Kontraste gebildet werden. Dabei verwendet er eine Bildsprache, die vom Prinzip der Aussparung, von der Leerstelle lebt. Dieser, für Peer Boehm charakteristischen Reduktion der Motive, steht in den neuesten Arbeiten seine malerische Ausarbeitung der Flächen und des Bildhintergrunds gegenüber. Der Pinselstrich und die Farbverläufe, die durch den Auftrag der Farbe auf dem Bildträger entstehen, geben den Arbeiten die, für Boehms Werk typische Textur. Die Komposition, der dezidiert gewählten Aus- und Anschnitt des Motivs und dessen Platzierung im Bildraum sind weitere zentrale Komponeten seiner grafisch reduzierten Bildsprache.

Die Aussparung von Flächen und die „Kunst des Weglassens“, nutzt Peer Boehm gleichermaßen in seinen, für die Aquarelltechnik teilweise ungewöhnlich großformatigen Aquarellen und verstärkt so die fragile Wirkung des Materials.

 

Peer Boehm verbindet in seinen Arbeiten auch Motive unterschiedlicher Quellen, Herkunft und Inhalts zu teilweise komplex-verwobenen Bildkompositionen, deren narrative Ebene vielschichtig und uneindeutig ist.

Insbesondere bei den Werkreihen „daheim ist am schönsten“ und „die küchenbilder“ fällt durch seine Wahl der Bildmotive auf, wie stark bestimmte Themen im kollektiven Gedächtnis gespeichert zu sein scheinen. In seiner künstlerischen Umsetzung zeigt Peer Boehm dieser Gemeinsamkeiten der Biographien und Erinnerungen auf.

 

Das nichtlineare Denken, die freie Betrachtung und der stetige innere Dialog, in dem wir uns befinden, wird insbesondere in seinen Bildern der "Mami-Jane-Serie"augenfällig. Hier verbindet Peer Boehm in freier Assoziation grafisch-zeichnerische Motive, Schrift und Ziffern mit der charakteristisch reduzierten Darstellung von Personen. Die Serie „soll mami jane sterben“ ist ein seit 2006 fortlaufender und stetig andauernder Werkzyklus Boehms, in dem er jeder Seite des Romans „City“ von Alessandro Baricco ein Gemälde im Format  30 x 20 cm zuordnet und der geschriebenen Prosa seine malerische Interpretation gegenüberstellt.

Dabei ist für das „Lesen“ und die Rezeption der Bilder Peer Boehms nicht die Kenntnis des zugrundeliegenden Romans erforderlich. Und ebenso soll in den anderen Arbeiten das Bildgeschehen nicht in erster Linie über einen möglichen „Subtext“ oder das intellektuelle Verstehen wahrgenommen werden. Die Intention des Malers Peer Boehm ist, über das Sehen - trotz Leerstelle und Reduktion - das Dargestellte sinnlich zu erfassen und in die Bilderzählung einzusteigen.

 

 

Anja Knoess